Die Zeiten, in denen uniforme Güter in Massen auf Lager produziert wurden, sind größtenteils vorbei. Kunden wollen heutzutage individuell konfigurierte Produkte – natürlich zu kleinen Preisen und schnell geliefert.

Die Termintreue ist daher mehr denn je ein zentrales Erfolgskriterium jedes, sowohl für den Handel als auch für Fertigungsunternehmen. Wer sich in heutigen Märkten durchsetzen will, muss individuell konfigurierte Produkte schnell und zuverlässig liefern können. Da wundert es nicht, dass die Termintreue zu den Zielen gehört, die Entscheider im Rahmen der ERP-Einführung am häufigsten nennen.

Welche Faktoren beeinflussen die Termintreue?

Die Termintreue hängt in erster Linie von internen Qualitätsmerkmalen ab – zum Beispiel von der Ausbildung und Erfahrung der Mitarbeiter oder der technischen Ausstattung. Darüber hinaus gibt es in jedem Unternehmen zufällige Ereignisse, die Abläufe verzögern können: technische Defekte, fehlerhafte Komponenten, kranke Mitarbeiter etc. Diese Grundrisiken im Betriebsablauf lassen sich leider nicht vermeiden.

Zusätzlich hat die steigende Komplexität in der Fertigung dazu geführt, dass viele Unternehmen anfälliger für Terminverzögerungen geworden sind. In der modernen Produktion greifen enorm viele Prozesse ineinander. Ein Fehler an einer Stelle kann schnell Auswirkungen auf Dutzende anderer Abläufe haben. Und je verschachtelter die Prozesslandschaft ist, desto einfacher gerät Sand ins Getriebe.

Hinzu kommt die Abhängigkeit von externen Partnern. Komplexe Produkte, beispielsweise Fahrzeuge, bestehen aus Hunderten verschiedenen Komponenten und Baugruppen. Und nur einen geringen Teil davon produziert der Hersteller selbst. In den meisten Fällen sind externe Lieferanten und Produktionspartner im Spiel. Daher ist das Supply-Chain-Management heute viel stärker nach außen gerichtet als es früher der Fall war. Moderne Wertschöpfungsketten gehen weit über das eigene Unternehmen hinaus und ziehen sich teilweise über die ganze Welt.

„Wer seine Termintreue optimieren will, muss Störungen früher erkennen und die passenden Gegenmaßnahmen parat haben“

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Ein hoher Lagebestand würde das Risiko von Lieferschwierigkeiten zum Teil kompensieren. Allerdings geht der Trend immer stärker dahin, das eigene Lager möglichst schlank zu halten und stattdessen auf bedarfsgerechte Just-in-Time-Lieferung zu setzen. Kommt es daher wirklich einmal zu Lieferengpässen, gibt es oft keinen angemessenen Puffer.

Ein ERP-System unterstützt Sie auf zwei Arten

Unternehmen, die ihre Termintreue erhöhen wollen, stehen dafür zwei Stellschrauben zur Verfügung. Sie können zum einen Störungen vermeiden und zum anderen effizienter auf Störungen reagieren. Beide Ansätze sind notwendig und können nicht voneinander getrennt werden.

Störungen des Betriebsablaufs möchte natürlich jedes Unternehmen grundsätzlich vermeiden. Aber es gibt Faktoren, die sich jeder Kontrolle entziehen. Beispielsweise können schlechte Wetterbedingungen dafür sorgen, dass sich Lieferungen verzögern. Oder ein technischer Defekt auf Provider-Seite führt zu einem temporären Ausfall der Internetverbindung.

Solche Ereignisse lassen sich leider auch mit ERP-Unterstützung nicht verhindern. Sie können lediglich Ausweichpläne bereithalten. Ein ERP-System bietet Ihnen allerdings zwei Möglichkeiten, die Termintreue so gut es geht zu verbessern:

  • Zum einen unterstützt es Controlling und Reporting.
  • Zum anderen verbessert es die Produktionsplanung und -steuerung (PPS).

Probleme früh erkennen

Der Zusammenhang zwischen effektiverem Controlling bzw. Reporting und steigender Termintreue besteht in der Früherkennung von Störungen. Je früher Sie Ereignisse identifizieren, die zu Verzögerungen führen, desto leichter können Sie Gegenmaßnahmen ergreifen.

Dabei geht es nicht unbedingt darum, konkrete Störungen zu erkennen und zu melden – obwohl ein ERP-System auch hier weiterhilft, beispielsweise indem es die interne Kommunikation unterstützt. Wichtiger sind in diesem Kontext Verzögerungen, die sich aus komplexen Prozessinteraktionen ergeben.

Betrachten wir dazu ein Beispiel aus der Produktion:

Nehmen wir an, die Kollegen im Lager stellen fest, dass einige Bauteile nicht geliefert wurden. Ohne diese Komponenten kann die Fertigung eine bestimmte Baugruppe nicht fertigstellen. Sie muss auf die nächste Lieferung warten. Diese Verzögerung führt wiederum dazu, dass die fertig konstruierte Maschine später in der Lackiererei eintrifft. Diese ist nun mit einer Großbestellung beschäftigt und hat keinen Zeitslot mehr frei. Bis wieder Kapazitäten verfügbar sind, ist der Liefertermin bereits überschritten.

In diesem Beispiel wird erst in der Lackiererei klar, wie groß die Verzögerung wirklich ist. Die eigentliche Störung trat zwar schon im Lager auf, aber dort waren die Auswirkungen auf die Prozesskette noch nicht ersichtlich.

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Mit dem richtigen ERP-System lassen sich auch bei der Variantenfertigung die Liefertermine halten.

Ein ERP-System hilft Ihnen dabei, solche Abhängigkeiten zwischen Abläufen besser im Blick zu behalten. Es rechnet einzelne Variablen auf den gesamten Produktionsprozess hoch und schlägt Alarm, sobald Verzögerungen unvermeidlich sind. In unserem Beispiel hätte ein ERP-System sofort erkannt, dass die fehlenden Bauteile den Termin in der Lackiererei gefährden. Das Unternehmen hätte somit früher gegensteuern können, indem es zum Beispiel Aufträge mit geringerer Priorität verschiebt.

Bei einem integrierten Leitstand kann ein ERP System auch eigenständig anhand vorgegebener Parameter umplanen und nur bei wirklich kritischen Punkten „Alarm“ schlagen. Moderne ERP Systeme planen ihre Kapazitäten stets so ein, dass Pufferzeiten bleiben und Unvorhersehbares gemanagt werden kann.

Störungen beheben

Einen bestehenden Produktionsplan zu modifizieren birgt allerdings Risiken. Änderungen zugunsten eines Auftrags können Störungen an anderen Stellen hervorrufen – gerade in Unternehmen mit komplexen Fertigungsprozessen. Daher ist es entscheidend, den Überblick zu behalten.

Die PPS-Funktionalitäten eines ERP-Systems helfen Ihnen dabei, Ihren Produktionsplan an Störungen anzupassen, ohne dabei Chaos zu verursachen. Da kurzfristige Änderungen hauptsächlich die Feinplanung betreffen, ist gerade in größeren Produktionsunternehmen auch noch ein Advanced Planning and Scheduling-System (APS) involviert. Dieses nimmt Ihre Änderungen als Input und berechnet in Kombination mit weiteren Variablen (Maschinenauslastung, Rüstzeiten etc.) eine neue Feinplanung in Form konkreter Fertigungstermine für jeden einzelnen Produktionsauftrag.

Da dieser neue Feinplan den kompletten Auftragsstand berücksichtigt, nicht nur den beeinträchtigten Produktionsauftrag, kommt es auch nicht zu störenden Welleneffekten.

Ein ERP-System, bzw. die Kombination aus ERP und APS, ermöglicht Ihnen somit, aufgetretene Störungen schnell und effektiv zu beheben, ohne die Liefertermine anderer Aufträge zu beeinträchtigen.

Auch für Handelsunternehmen ist es wichtig, Störungen ihrer Lieferketten frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Sind die wichtigsten Lieferanten direkt an das ERP-System des Unternehmens abgeschlossen, können sie Lieferschwierigkeiten ohne Zeitverzögerung melden. Mithilfe von Automatismen sind viele ERP-Lösungen in der Lage, in so einem Fall den Auftrag selbstständig an einen alternativen Zulieferer zu übergeben. Da dieser Vorgang ohne menschliches Eingreifen passiert, beschränkt sich die Verzögerung auf ein Minimum.

Termintreue und Störungs-Management hängen eng zusammen

Die Liefertreue zu optimieren erfordert also immer eine Kombination aus zwei Ansätzen. Sie müssen zum einen Störungen Ihrer Produktionsprozesse früher erkennen. Und zum anderen sollten Sie aufgetretene Störungen schnell beheben, ohne weitere Verzögerungen an anderen Stellen zu verursachen.

In beiden Fällen hilft Ihnen ein ERP-System weiter. Es macht nicht nur Probleme in der Produktions- bzw. Lieferkette frühzeitig sichtbar. Dank effizienter Automatismen ermöglicht es Ihnen auch, im Zweifelsfall die passenden Gegenmaßnahmen zu identifizieren und umzusetzen. Und sind die Auswirkungen ungeplanter Zwischenfälle erst einmal reduziert, klappt es auch wieder mit der Termintreue.

Störfaktoren zu erkennen und zu umgehen ist natürlich nicht nur in der Produktion relevant. Auch bei der ERP-Einführung warten einige Stolperfallen auf unerfahrene Projektverantwortliche. Wenn Sie schon im Vorfeld wissen möchten, welche Faktoren ein ERP-Projekten in Schieflage bringen können, ist unser Whitepaper „Die 8 Todsünden eines ERP-Projekts“ genau das Richtige für Sie.