„Seifenblase oder Revolution?“ – so lautet der Titel eines aktuellen Artikels von Prof. Dr. Jörg Wollert zum Thema Industrie 4.0 (vgl. Elektronik, Ausgabe 7/2016, S. 39-45). Die zentrale These des Aachener Professors für Mechatronik und Eingebettete Systeme lässt sich etwa so zusammenfassen: Industrie 4.0 ist keine Technologie, sondern ein Konzept, das Best Practices entwickelt und vorstellt. Einige der dazu notwendigen Technologien und Ansätze reichen zwanzig Jahre und länger zurück.

Industrie 4.0 ist also keine Revolution. Doch nichts wäre falscher als das Neue und Dringliche daran zu verkennen. Denn die Evolution ist real und findet schon heute statt. Auch der Mittelstand muss auf den fahrenden Zug aufspringen. Smarte Fabriken liefern die geeigneten Anschauungsbeispiele, sie sind Entwicklungszentren und Lernwerkstätten zugleich.

Der Mittelstand zögert – verständlich, aber falsch

Im Zentrum von Industrie 4.0 steht die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Und die steht und fällt mit der Steigerung der Produktivität. Der industrielle Mittelstand ist das Rückgrat der Ökonomien in Zentraleuropa. Er besteht im globalen Wettbewerb gerade wegen seiner hohen Produktivität. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, braucht es Technologien zur Digitalisierung des Produktionsapparats. Außerdem bewährte Prozesse und qualifizierte Mitarbeiter, deren Fähigkeiten zur neuen Welt der Industrie 4.0 passen.

Doch gerade mittelständische Unternehmen wissen oftmals nicht, wie sie sich dem Thema nähern sollen. Das bestätigt auch Carsten Röcker vom Fraunhofer-Anwendungszentrum Industrial Automation in Lemgo. Sie bräuchten deshalb einen „koordinierten Zugang zu den neuen Technologien“ (vgl. VDI Nachrichten vom 8. April 2016, „Exklusiv Produktion der Zukunft“, S3). Für den kann der Mittelstand nicht alleine sorgen. Die vielfach anzutreffende zögerliche Haltung ist daher mehr als verständlich.

Modellfabriken und Forschungskooperationen aber sind eine gute Möglichkeit, diesen Zugang zu schaffen. Oder wie Carsten Röcker sagt: „Für die kleineren Unternehmen sind sie ein wertvolles Angebot, um Industrie-4.0-Anforderungen zu erproben – ohne zuvor in eine eigene, meist kostspielige Forschungsinfrastruktur investieren zu müssen“ (vgl. ebenda).

Industrie-4.0-Demonstrator: APplus hilft bei der Optimierung

Wir sind aktiver Unterstützer der auch von der Politik geförderten Modellfabriken. Ein Beispiel hierfür ist der Demonstrator der Forschungseinrichtung FIR an der RWTH Aachen. Das auf der Hannover Messe Industrie 2016 am Messestand C15 in Halle 7 präsentierte Modell zeigt, wie der gesamte Fertigungsablauf durch die gezielte Erfassung und Auswertung von Bearbeitungs- und Wartezeiten optimiert werden kann.

Die Daten werden dabei über Sensoren an APplus gesendet. Unsere ERP-Lösung ist dann mittels Zeitstempel in der Lage, automatisch das geplante Ende des Arbeitsgangs zu ermitteln. Ferner lassen sich bei Abweichungen zwischen Soll- und Ist-Daten im Nachgang die Richtwerte ändern. Diese fließen dann wieder in die Planung des Fertigungsablaufs zurück und erlauben so eine realistischere Sicht auf die Prozesse und Liefertermine sowie deren Optimierung.

Erproben und weiterbilden

Modelle wie der Demonstrator sind wichtig, damit Unternehmen sich ein konkretes Bild von den Möglichkeiten, die Industrie 4.0 bietet, machen können. Noch wichtiger sind allerdings ihre „großen Brüder“, die Smart Factories an den Universitäten und Forschungsinstituten wie zum Beispiel die Demonstrationsfabrik am FIR. Denn sie sind ein konkretes Angebot an den Mittelstand:

  • Mittelständische Fertigungsbetriebe können und sollten sich dort umfassend über die Möglichkeiten von Industrie 4.0 informieren
  • Sie können zudem eigene Fragestellungen formulieren, die dann in der weiteren Forschung berücksichtigt werden können
  • Das vielleicht Wichtigste ist aber das damit verbundene Weiterbildungsangebot. Denn Industrie 4.0 braucht qualifizierte Mitarbeiter, die das Versprechen der Technik Wirklichkeit werden lassen

Industrie 4.0 ist drei Jahre nach der Vorstellung des Konzepts keine Theorie mehr. Im Gegenteil, sie ist heute schon Realität, nicht nur im Modell, sondern auch in Form konkreter Lösungen. Ein Beispiel ist unsere Predictive-Maintenance-Lösung SCS.

Auch wenn bei Industrie 4.0 die Revolution ausbleibt, handelt es sich hier um eine revolutionäre Evolution. Der Mittelstand kann nur gewinnen, wenn er sich jetzt aufmacht, informiert und weiterbildet. Wir laden alle Interessenten herzlich ein, unseren Stand auf der HMI in Halle 17, B21 zu besuchen und mit unseren Industrie-4.0-Experten zu sprechen.