In der Vergangenheit haben wir bereits geschildert, wie Fehler im Projektmanagement den Erfolg der ERP-Einführung gefährden können. Fehlender Rückhalt durch die Geschäftsleitung und ein falsch kalkulierter Funktionsumfang sind nur zwei Beispiele dafür.

Projektmanagement ist jedoch nicht der einzige Faktor, der den Erfolg eines ERP-Projekts beeinflusst. Er ist lediglich am einfachsten zu erkennen. Subtilere Faktoren können auch Probleme verursachen – sind aber schwerer zu entdecken. Ein Beispiel dafür ist die Unternehmenskultur.

Platz 3: Hierarchien als Stolperstein für die ERP-Einführung

Wer ein ERP-System erfolgreich im Unternehmen implementieren will, muss alle Mitarbeiter an Bord holen. Andernfalls kann es zu Blockaden kommen, die das Projekt verzögern. Eine passende Unternehmenskultur kann hierbei helfen. Es gibt jedoch zwei schädliche Extreme: Die Konsens-Kultur und die strenge Hierarchie.

Achtet ein Unternehmen stark auf ein harmonisches Miteinander, treten Konflikte zwar seltener auf. Im Gegenzug ist es aber schwieriger, weitreichende Entscheidungen zu treffen. Prozesse sind oft verwaschen und die Beteiligten nehmen Fehlsteuerungen um der Harmonie willen in Kauf. Im schlimmsten Fall droht Stagnation. Niemand möchte seine Kollegen kritisieren oder auf Fehler hinweisen. Ein ERP-System mit dem Potential, die Prozesse einmal aufzuräumen, kann in solch einem Unternehmen auf Widerstand stoßen.

Auch der umgekehrte Fall kann Schwierigkeiten bereiten. In straff hierarchisch geführten Unternehmen sagt der Chef, wo es lang geht. Entscheidungen gehen alleine von der Geschäftsleitung aus und Mitarbeiter können kaum beitragen. In so einem Unternehmen ist es schwer, prozessübergreifendes Wissen in das ERP-Projekt einzubringen. Richtige Teamarbeit kommt gar nicht erst zu Stande.

Platz 2: Jede Abteilung arbeitet isoliert von den anderen

Gerade größere Unternehmen leiden häufig unter einer Kultur der Fürstentümer. Anstatt zusammenzuarbeiten, agieren die einzelnen Abteilungen wie feudale Stadtstaaten. Sie optimieren nur die eigenen Prozesse, ohne Wechselwirkungen mit anderen Abteilungen im Auge zu behalten. Verbesserungen an einer Stelle können daher in Schwierigkeiten an anderer Stelle resultieren.

In einem ERP-Projekt führt dieses Verhalten zu Problemen. Abteilungen versuchen, das ERP-System an ihre eigenen Anforderungen anzupassen, ohne das restliche Unternehmen zu beachten. Jeder fordert seine eigenen Modifikationen und Prozessvarianten – und der Projekt-Scope (und damit auch Dauer und Kosten) steigt rapide an. Inmitten eines Kompetenzgerangels unter den „Fürsten“ wird es für die Projektleitung schwer, konsistente Prozesse zu definieren und abteilungsübergreifend durchzusetzen.

Platz 1: Fehlende Kompetenzen behindern die ERP-Einführung

Eine wichtige Frage in jedem ERP-Projekt lautet: Wie gehen Sie mit Fehlern oder mangelnden Kompetenzen um? Nicht alles läuft immer nach Plan. In jedem Projekt kommt es zu Fehleinschätzungen. In einer idealen Welt bittet die betroffene Abteilung um Hilfe und findet zusammen mit dem Projekt-Team eine Lösung.

In manchen Unternehmen nehmen solche Fälle allerdings eine politische Dimension an. Die betroffene Abteilung will keine Schwächen eingestehen und gibt den schwarzen Peter an andere weiter. Die Folgen sind Konflikte, die das eigentliche Problem nicht lösen.

Im Hintergrund dieser Problematik stehen in der Regel zu hohe Anforderungen durch die Geschäftsleitung und eine Unternehmenskultur, die Fehler nicht toleriert. Offene Kommunikation wäre hier die bessere Wahl.

Die Unternehmenskultur als Einflussfaktor

Wenn es um die Unternehmenskultur geht, sprechen wir nicht von Fehlern. Jedes Unternehmen hat seine individuellen Charakteristika. Da gibt es kein gut oder schlecht. Allerdings sollten sich ERP-Entscheider und Projektleiter darüber bewusst sein, dass die Unternehmenskultur erheblichen Einfluss auf den Projekterfolg hat.

Behalten Sie diese Zusammenhänge einfach im Hinterkopf, wenn Sie ein ERP-Projekt aufsetzen. Denn nur, wenn Sie neben organisatorischen auch kulturelle Missstände erkennen, können Sie dafür eine Lösung finden.

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