Agiles Projektmanagement ist ein Konzept, das ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammt. Die Grundidee ist, Projekte nicht länger sequenziell aufzuziehen, sondern Teilaufgaben in kurzen, iterativen Implementierungszyklen umzusetzen. Dadurch wird die Projektarbeit flexibler hinsichtlich neuer Anforderungen und praxisorientierter.

Mittlerweile haben sich agile Methoden auch in anderen Einsatzbereichen durchgesetzt. Agile ist nicht länger eine Methode für Softwareentwicklung, sondern eine Unternehmensphilosophie. Da wundert es nicht, dass auch viele ERP-Anbieter angefangen haben, ihre Einführungsprojekte agil aufzuziehen.

Erfahren Sie, welche Vor- und Nachteile die agile ERP-Einführung mit sich bringt und wie Sie ein hybrides Projektmanagement erfolgreich nutzen.

Wie liefen ERP-Projekte bisher ab?

In der Vergangenheit kam bei fast jeder ERP-Einführung das Wasserfallmodell zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein sequenzielles Prozessmodell. Die Einführung wird in mehrere Phasen unterteilt, die nacheinander abgearbeitet werden. Eine typische Projekteinteilung sieht zum Beispiel so aus:

  • Anforderungsanalyse
  • Konzeption
  • Implementierung
  • Integrationstests
  • Rollout

Die Ergebnisse einer Phase sind verbindliche Vorgaben für die nächste. Rückflüsse oder spätere Modifikationen sind nicht vorgesehen. Der Projektablauf ist streng linear.

Genau diese Linearität macht das Wasserfallmodell im ERP-Bereich für viele Unternehmen attraktiv, denn es bietet eine hohe Planungssicherheit. Entscheider kennen jederzeit den momentanen Projektstatus, das verbleibende Budget und die kommenden Prozessschritte. Oberflächlich betrachtet bietet das Wasserfallmodell daher ein hohes Maß an Kontrolle und Sicherheit.

Das streng lineare Vorgehen birgt allerdings auch Risiken. Da die Projektphasen nacheinander ablaufen, sind Implementierung und Tests voneinander getrennt. Konzeptionsfehler fallen somit sehr spät auf, zum Teil erst während der Integrationstests. Zu diesem Zeitpunkt sind Anpassungen natürlich kostspielig.

Agile Methoden sind perfekt für Unternehmen geeignet, die ihr ERP-Projekt möglichst praxisorientiert aufziehen wollen.

Klicken und mit Ihren Kollegen teilen:

Was macht die agile Projekteinführung anders?

Als Antwort auf die Schwächen des Wasserfallmodells hat sich in den letzten Jahren ein alternativer Ansatz etabliert: die agile ERP-Einführung. Diese teilt das ERP-Projekt in iterative Bearbeitungszyklen auf.

In jedem Zyklus setzt das Projektteam einzelne ERP-Funktionen komplett um, Testphase eingeschlossen, und erstellt so ein lauffähiges Teilergebnis. Auf diese Weise können Key-User einzelne Bereiche des ERP-Systems früh in Aktion sehen und umgehend Feedback geben.

Konzeptionsfehler fallen bei der agilen Projekteinführung schneller auf – als Resultat eines Implementierungszyklus, nicht gebündelt am Ende des Projekts. Dadurch sinkt der Anpassungsaufwand, denn das Projektteam kann den Fehler sofort beseitigen. Ein weiterer Vorteil ist die ausgeprägte Praxisorientierung. Mit jedem Bearbeitungszyklus wird das ERP-System erneut mit der Praxis konfrontiert. Das Feedback des Unternehmens führt häufig zu Optimierungen und Anpassungen, die in der Konzeptionsphase noch niemand auf dem Schirm hatte, denn Theorie und Praxis gehen oft auseinander.

Natürlich hat die agile ERP-Einführung, wie jedes andere Modell, auch Schwachstellen. Ihre größte Schwäche liegt darin, dass ERP-Entscheider einen Teil ihrer Kontrolle aufgeben müssen. Es gibt keine starren Zeitpläne und Budgets mehr, die den Projektverlauf festlegen. Damit geht auch ein Stück weit die Planungssicherheit verloren. Das missfällt vor allem ERP-Entscheidern, die hohen Wert auf Planung und Kontrolle legen (müssen).

Es gibt übrigens auch hybride Ansätze, die Elemente beider Modelle, agil und Wasserfall, kombinieren. Wenn Sie wissen möchten, wie eine hybride ERP-Einführung in der Praxis aussieht und ob dieser Ansatz für Ihr Unternehmen geeignet ist, empfehlen wir Ihnen unser Whitepaper „So führen Sie Ihr ERP-System agil im Unternehmen ein“.