ERP spielt im Maschinenbau eine zentrale Rolle. Das System steuert den gesamten Entstehungsprozess des Produkts: von der ersten Skizze im angedockten CAD-/PLM-System über die Preisfindung aufgrund von Kalkulationen und Einkaufspreisen bis hin zu Produktion und Auslieferung. Alle Informationen laufen zentral zusammen. Produktionsunternehmen erhoffen sich, ihre Maschinen mit Softwareunterstützung schneller, transparenter und kostengünstiger zu bauen.
Das gilt zum einen für das etablierte Maschinenbau-Unternehmen, das seinem Alt-ERP-System entwachsen ist. Zum anderen aber ebenso für den kleineren Maschinenbauer, der zum ersten Mal eine zentrale Softwarelösung einführt. Hier kann der Chef nicht mehr alleine Konstruktion und Produktionssteuerung übernehmen und überwachen. Daher müssen sie Materialwirtschaft und Disposition professionalisieren. So können die Unternehmen auch Material auftragsbezogen beschaffen. Deshalb: Weg mit den Excel-Listen! Damit kann keiner planen, denn die Interdependenzen in der Maschinenfertigung sind viel zu hoch.
Die Herausforderungen gelten sowohl für Serienprodukte als auch für individuell gefertigte Maschinen. Dementsprechend gibt es einige typische Anforderungen, die gerade größere Maschinenbauer immer wieder an ihre neue ERP-Lösung stellen:
- Je mehr Endprodukte das Maschinenbau-Unternehmen erstellt, desto dringlicher muss es sich mit Wiederholteilen und Varianten beschäftigen. Diese ERP-Anwender haben daher schnell die Anforderung einer Variantenlogik, mit der sie Varianten der Endprodukte transparent und wirtschaftlich verwalten können.
- Der nächste Schritt könnten Produkt-Konfiguratoren sein. Damit lassen sich Variantenprodukte auf Plausibilität prüfen, ggf. Stückliste und Arbeitspläne erzeugen und Kalkulationen durchführen. Das beschleunigt die Vorgänge im Vertrieb und entlastet die Konstruktion.
- Flexible Vorkalkulationen stellen ERP-Systeme auf die Probe. Eine Anfrage kommt rein, der Preis muss schnell raus. Das Produkt ist aber noch nicht komplett konstruiert und damit auch nicht in seinen Einzelteilen und Produktionsschritten durchdefiniert. Daher müssen sich Maschinenbauer mit einer Vorkalkulation behelfen. In diese gehen zunächst grobe Schätzungen z. B. für die benötigte Menge Stahl, die verwendeten Elektronikkomponenten und die zu leistenden Arbeitsstunden ein. Diese Grobberechnung wird anschließend Schritt für Schritt verfeinert. Ein ERP-System muss mit dieser flexiblen Vorkalkulation umgehen können.
- Wachsende Stücklisten sind eine zentrale Herausforderung für Maschinenbau-Unternehmen. Die Terminpläne sind eng. Die Konstruktion muss sofort anfangen sowie erste Teile beim Einkauf einreichen, der diese dann bei den Lieferanten recherchiert. In solch einer fertigungsbegleitenden Konstruktion läuft die Fertigung schon an, obwohl die Konstruktion manche Teile noch definiert. Die Stücklisten müssen dann ständig angepasst werden und wachsen, so dass die Durchlaufzeit gesenkt und die Termine gehalten werden.
Prozesssicherheit: Alles im Griff
Viele Maschinenbau-Unternehmen müssen flexibel auf alltägliche Störungen reagieren. Mal hapert es bei den Kapazitäten, mal stimmt etwas mit dem Material nicht. Nur wer seine Prozesse überblickt und Fehlteile erkennt, kann frühzeitig reagieren und deeskalieren. Intern lassen sich vielleicht in der Fertigungsplantafel einige Aufträge verschieben, um trotzdem noch alle Liefertermine zu halten. Teile der Produktion extern oder an einen anderen Standort zu vergeben sowie zusätzliche Mitarbeiter per Zeitarbeit in die Fertigungshalle zu holen, sind weitere Optionen. Und wenn das alles nicht hilft, kann das Unternehmen immer noch – frühzeitig und auf Basis verlässlicher Zahlen – mit den Kunden reden.
Die Crux mit den Auftragsakten
Auch die Arbeit mit Auftragsakten ist für Maschinenbauer eine tägliche Herausforderung. In einem wachsenden Team, in dem mehrere Mitarbeiter an einem Auftrag arbeiten (Konstruktion, Einkauf, Vertrieb etc.), geht schnell der Überblick verloren. Ständig braucht ein Kollege die Akte, die dann aber nicht zur Hand ist für andere Mitarbeiter. Änderungswünsche des Kunden gelangen vielleicht nur in eine Kopie, so dass die Dokumentenstände auseinander laufen. Oder der Einkauf notiert Lieferdaten nur in seiner Kopie, die Arbeitsvorbereitung erfährt nicht, wann das Material kommt.
Die Anforderung heißt daher, mit Hilfe eines Dokumentenmanagements (DMS) alle Änderungen in einer elektronischen Auftragsmappe zu verwalten. So gelangen alle Änderungen im Zeitverlauf direkt in ein zentrales Dokument, auf das alle zugreifen können.
Wettbewerbsvorteile sichern
Der Wettbewerb im Maschinenbaumarkt wird schärfer. Gerade Anbieter aus Fernost holen auf und liefern Maschinen, die oft den gängigen Anforderungen genügen. Ebenso wichtig wie die Funktion der Maschine ist aber ihre Verfügbarkeit. China ist weit weg und einen schnelleren sowie qualifizierteren Service vor Ort können deutsche oder europäische Unternehmen bieten. So lässt sich im ERP-System eine Lebenslaufakte in der Anlagenverwaltung führen. Diese zeigt alle verbauten Teile, so dass im Gewährleistungs- oder späteren Servicefall alle Informationen bereit stehen für Umbau, Reparatur, Austausch wie auch Erweiterung einer Maschine. Der Monteur weiß dann sofort, welche Teile er benötigt und führt seine Arbeiten schneller durch. Und schneller heißt, dass die Maschine früher wieder läuft und produziert. Für Maschinenbauer sind ein zentrales ERP-System und transparente Daten somit eine zentrales Werkzeug, auch im internationalen Wettbewerb zu bestehen.