Zwar werden auch ERP-Systeme über die Jahre weiterentwickelt, doch bieten sie im Grunde dieselben Kernfunktionen wie vor Jahrzehnten. Lohnt es sich angesichts dessen überhaupt, über ERP-Trends zu reden? Auf jeden Fall. Als ERP-Anbieter erforschen und testen wir laufend Innovationen. In diesem Artikel werfen wir unter anderem einen Blick auf die kometenhafte Entwicklung von KI und LLMs. Die Technologien sind längst kein reiner Hype mehr, sondern bieten bereits heute ein hohes Einsatzpotenzial. Zudem beleuchten wir fünf weitere Top-Trends, auf die auch Sie 2025 setzen sollten.

Trend 1: KI und LLMs bieten neue Möglichkeiten

Vor einem Jahr war der Einsatz von Large Language Models (LLMs) im geschäftlichen Umfeld noch mit Einschränkungen verbunden. Während KI bereits in vielen Bereichen erfolgreich genutzt wurde, hatten Sprachmodelle wie ChatGPT nach wie vor mit Herausforderungen zu kämpfen – etwa dem sogenannten „Halluzinieren“. 

Seitdem hat die Entwicklung der Technologien jedoch rapide an Fahrt aufgenommen. Heute lässt sich ganz klar sagen: KI und LLMs haben einen immer stärkeren Einfluss auf ERP-Systeme. Das betrifft aktuell vor allem folgende Einsatzfelder:

LLM-basierte Assistenzsysteme

Insbesondere text- und sprachbasierte KI-Chatbots meistern Aufgaben im geschäftlichen Kontext mittlerweile mit Bravour. Denn die Qualität der Antworten hat sich immens verbessert.

Stellt der User eine Frage, liefert die Technologie innerhalb kürzester Zeit in natürlicher Sprache äußerst brauchbare Ergebnisse. Auf diese Weise erhalten Anwender*innen nützliche Informationen, die sie bei der täglichen Arbeit unterstützen. Wird Hilfestellung beim Erfüllen einer Aufgabe benötigt, erteilen virtuelle Assistenten beispielsweise Auskunft zu Analysen und Kennzahlen oder zur Bedienung des Systems. 

Prozessautomatisierung

Auch die Prozessautomatisierung bekommt durch LLMs einen starken Schub. Digitale Assistenten verstehen Anweisungen zuverlässig und führen selbstständig die nötigen Schritte durch – auch bei neuen Aufgaben, die sie vorher nicht trainiert haben. Ihre Fähigkeit, semistrukturierte Daten zu interpretieren und aus Kontextinformationen zu lernen, macht sie besonders geeignet für Szenarien mit wechselnden Bedingungen.

Ein Beispiel ist die automatische Belegverarbeitung. Mit herkömmlicher Bilderkennung funktionierte das bisher nur eingeschränkt zuverlässig: Unterschiedliche Layouts oder schlecht leserliche Schriftarten führten zu Fehlern, die eine manuelle Nachbesserung erforderten. LLMs hingegen interpretieren teilstrukturierte Informationen nahezu fehlerfrei – ganz egal, wie sie aussehen. Durch die bessere Erkennungsrate müssen Sie kaum noch eingreifen und können die folgenden Arbeitsschritte viel stärker automatisieren.

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KI-gestützte Analysen

KI wird die Datenanalyse grundlegend transformieren. Die Technologie erkennt Muster, identifiziert Abweichungen und verknüpft historische Daten mit aktuellen Marktinformationen. Dadurch können Chancen und Risiken besser bewertet und wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden. Zudem ermöglicht KI mit Echtzeit-Analysen präzisere und schnellere Entscheidungen. Dies hilft Führungskräften dabei, auf Marktveränderungen agil zu reagieren und strategische Ziele effektiver zu verfolgen. 

Trend 2: Nachhaltigkeits-Reporting gewinnt an Bedeutung

Aktuell sind kleine und mittelständische Unternehmen zwar nicht direkt vom Lieferkettengesetz und der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) – also dem ESG-Reporting – betroffen. Das heißt, sie sind derzeit nicht in der Pflicht, Berichte über ihre Sorgfaltspflicht und Nachhaltigkeit zu erstellen. Doch auch sie sind bereits heute von den Regularien mittelbar betroffen und müssen ihre ökologischen und sozialen Bemühungen transparent machen.

Das hat vor allem zwei Gründe:

  • Große Unternehmen verlangen von Lieferanten und Zulieferern, Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen und diese mit Zahlen und Fakten zu untermauern. Nur so sind sie in der Lage, ihren eigenen Prüfpflichten entlang der gesamten Lieferkette nachzukommen.
  • Immer mehr Menschen – ob Privatpersonen oder CEOs – legen Wert auf nachhaltige Produkte. Nachhaltigkeitsberichte können also das Ansehen eines Unternehmens verbessern, die Kundenbindung stärken und die Wettbewerbsfähigkeit steigern.

Dementsprechend formulieren auch KMUs vermehrt konkrete Anforderungen, welche Nachhaltigkeitskennzahlen eine ERP-Lösung liefern soll. Gefragt sind moderne Reporting-Funktionen, die Unternehmen ein Höchstmaß an Transparenz bieten und gleichzeitig eine verantwortungsvolle Ressourcenplanung ermöglichen. Sie visualisieren Umwelt- und Sozialdaten, decken Einsparpotenziale auf und unterstützen bei der Überwachung von CO₂-Emissionen.

Im Idealfall läuft die Berichterstellung über ein ERP-System automatisiert ab. Auf diese Weise reduzieren sich der Zeitaufwand, der Personalbedarf und die Fehlerquote.

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Trend 3: Wunsch nach hybriden IT-Architekturen steigt

Rein cloudbasierte ERP-Lösungen sind längst etabliert und werden häufig immer noch als das Nonplusultra beworben. Doch dem Wunsch vieler Unternehmen entspricht das nicht: Der Markt fordert vermehrt hybride Modelle, die eine Kombination aus Cloud- und On-Premise-Lösung darstellen.

Eine große Rolle bei dieser Entwicklung spielt der Speicherort sensibler und personenbezogener Daten. Informationen über Mitarbeitende, Forschungsergebnisse oder geheimen Rezepturen bewahren die meisten Unternehmen nur ungern in der Cloud auf. Lieber behalten sie die Daten auf ihren eigenen Servern und versprechen sich davon eine erhöhte Sicherheit.      

Hybride IT-Architekturen bieten das Beste aus den beiden Welten: Das Kernsystem läuft on-premise oder in einer geschützten Umgebung. Wichtige Funktionen wie CRM und Service stehen in der Cloud zur Verfügung.

Aktuell sind im ERP-Sektor so spannende Entwicklungen zu sehen, wie lange nicht mehr.

Trend 4: Cybersicherheit hat höchste Priorität

Cyberangriffe werden immer raffinierter, aggressiver und effektiver. ERP-Anbieter müssen daher sicherstellen, dass jeder Zugriff auf das System kontrolliert wird. 

Am besten gelingt das mit dem Zero-Trust-Sicherheitsmodell, das pauschale Vertrauenseinstellungen ausschließt. Kein Benutzer und kein Gerät – egal ob intern oder extern – erhält standardmäßig Zugang zu Unternehmensressourcen. Erst wenn eine Überprüfung von Identität und Autorisierung erfolgt ist, wird der Zugriff freigegeben.

Zu den Sicherheitsmaßnahmen zählen zum Beispiel:

  • Multifaktor-Authentifizierung
  • Minimale Vergabe von Berechtigungen
  • Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
  • Aufteilung des Netzwerks in kleinere, isolierte Segmente
  • Echtzeitüberwachung und Mustererkennung

Doch auch altbewährte Sicherheitsvorkehrungen sind im Jahr 2025 noch topaktuell. Updates und Patches sollten Unternehmen zeitnah einspielen und Programme stets in der neuesten Version betreiben. Zudem sind Mitarbeitende für das Thema Cybersicherheit so zu sensibilisieren, dass sie Phishing-E-Mails selbständig erkennen und Passwörter richtig auswählen.

Auch wichtig: Cybersicherheit darf für die Belegschaft nicht zu kompliziert und zeitraubend sein. Hilfsmittel wie ein Passwort-Safe und eine automatisierte VPN-Verbindung, für die keine manuelle Eingabe erforderlich ist, gewährleisten eine möglichst einfache Handhabung.

Trend 5: No-Code-Personalisierung

Das ERP-System der Zukunft lässt sich ohne Programmierung an die individuellen Bedürfnisse eines einzelnen Users anpassen. Das bedeutet: Selbst Mitarbeitende ohne Entwickler-Know-how können die Software so personalisieren, dass sie auf ihre Aufgaben und ihren Arbeitsstil exakt zugeschnitten ist. Mehr noch: Intelligente Benutzeroberflächen erkennen im Nutzerverhalten Muster und passen sich einem spezifischen Workflow selbständig an. Und da der Code unverändert bleibt, sind Unternehmen von Weiterentwicklungen nicht abgeschnitten.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Größtmögliche Flexibilität für User ohne Programmierkenntnisse
  • Release- und Updatefähigkeit bleiben erhalten
  • Kosten- und Zeitersparnis
  • Kein Fachpersonal erforderlich

Trend 6: Schlanke, intuitive Oberflächen für fokussiertes Arbeiten

Je mehr Prozesse automatisiert sind, desto stärker können sich die Mitarbeitenden auf ihre Kernaufgaben fokussieren. Anwender*innen sollten daher nur die Daten und Funktionen sehen, die sie für ihre aktuelle Aufgabe benötigen. Alles andere kann ausgeblendet werden oder im Hintergrund ablaufen. Genauso wie in der Lean Production sollte auch bei der Büroarbeit nichts verschwendet werden. Jeder unnötige Klick und jedes Suchen nach Informationen kostet unnötig Zeit, Aufmerksamkeit und Nerven. Deshalb gehört der Fokus auf Benutzerfreundlichkeit und UX für uns zu den ERP-Top-Trends.

Die Einführung des Flow Mode in APplus war bei uns ein großer Schritt in diese Richtung. Statt typischer ERP-Masken bieten wir nun Kanban-ähnliche Boards. Die Ansichten sind auf das Wesentliche reduziert und können sehr individuell angepasst werden. In Messungen haben wir bis zu dreifache Effizienzsteigerungen festgestellt.

Detaillierte Einblicke in den Flow Mode und seine hohe Benutzerfreundlichkeit erhalten Sie in unserer Webinar-Aufzeichnung.

Was bedeuten die ERP-Trends für Sie?

Aktuell sind im ERP-Sektor so spannende Entwicklungen zu sehen, wie lange nicht mehr. In den nächsten Jahren werden die Technologien reifen und zu weiteren Produktivitätssprüngen führen. Dieser Wandel bietet Unternehmen die Chance, nicht nur ihre bestehenden Prozesse zu optimieren, sondern auch völlig neue Geschäftsmodelle und Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen.

Denken Sie deshalb bei der ERP-Auswahl voraus: Analysieren Sie, welche Anbieter Trends früh aufgreifen, testen und in produktive Funktionen überführen! Schließlich sollte Ihr ERP-System nicht nur die Herausforderungen der nächsten Jahre meistern. Vielmehr sollte es Ihnen ermöglichen, die Chancen der Zukunft aktiv zu gestalten und Ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

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