Was ist Inflation?

Inflation bedeutet, dass das allgemeine Preisniveau in einer Volkswirtschaft steigt. Mit derselben Menge Geld kann man also weniger kaufen – das Geld verliert an Wert.
Einzelne Preisschwankungen sind normal. Von Inflation spricht man aber erst, wenn viele Preise gleichzeitig und dauerhaft steigen. Wie stark die Teuerung ist, zeigt die Inflationsrate.

Welche Arten von Inflation gibt es?

Eine Inflation tritt in verschiedenen Formen bzw. Intensitäten auf. Sie lässt sich nach ihrer Geschwindigkeit und ihrer Wahrnehmbarkeit kategorisieren. Jede Art der Inflation hat dabei spezifische Implikationen für Unternehmen und die Wirtschaft als Ganzes. 

Unterscheidung nach Tempo 

Schleichende Inflation

  • Preise steigen nahezu unmerklich über die Zeit.
  • Inflationsrate liegt jährlich bei unter 5 Prozent.
  • Häufige Ursache: Vollbeschäftigung. Starke Kaufkraft und Kaufbereitschaft motivieren Anbieter zu Preiserhöhungen.

Trabende Inflation

  • Inflationsrate von mehr als 5 Prozent, teilweise auch erst 10 Prozent
  • Preise steigen in kurzer Zeit. 
  • Auswirkungen sind in der Bevölkerung deutlich spürbar, soziale Spannungen steigen. 

Galoppierende Inflation

  • Teuerungsraten liegen über 10 bzw. 20 Prozent.
  • Ohne schnelle Gegenmaßnahmen droht Hyperinflation mit Inflationsraten von über 50 Prozent.
  • Die Bevölkerung versucht, Vermögen in ausländischen Währungen oder knappe, wertvolle Ersatzgüter anzulegen.

Unterscheidung nach Wahrnehmbarkeit

Verdeckte Inflation und zurückgestaute Inflation 

  • Preissteigerungen sind nicht offen sichtbar.
  • Anzeichen sind Warenknappheit, geringere Produktqualität oder verkleinerte Verpackungsgrößen
  • Verwandt ist die zurückgestaute Inflation: Preiserhöhungen werden durch Regulierungen unterdrückt, erst nach dem Wegfall der staatlichen Eingriffe steigen die Preise sprunghaft an. 

Offene Inflation 

  • Preissteigerungen sind klar sichtbar und messbar.
  • Preise für Waren und Dienstleistungen steigen ohne staatliche Eingriffe oder Regulierungen.
  • Vielfältige Ursachen, zum Beispiel eine erhöhte Nachfrage oder steigende Produktionskosten. 

Weitere wichtige volkswirtschaftliche Preisdynamiken 

Neben der Inflation gibt es weitere Preisdynamiken, die Einfluss auf die Kaufkraft der Bevölkerung und die Konjunktur von Volkswirtschaften haben. 

Deflation 

Die Deflation beschreibt eine Phase anhaltender Preissenkungen in einer Volkswirtschaft. Das Phänomen ist seltener als eine Inflation. Hierbei ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage niedriger als das Gesamtangebot an Gütern, da zu wenig Geld in Umlauf ist. Die Folgen sind gravierend: Unternehmen senken aufgrund geringerer Gewinnerwartungen ihre Investitionen und reduzieren ihre Produktion durch Maßnahmen wie Kurzarbeit oder Standortschließungen. Das lässt wiederum die Arbeitslosigkeit steigen und führt zu Einkommensverlusten, einer schrumpfenden Nachfrage und sinkenden Steuereinnahmen. 

Stagnation

In einer Phase der Stagnation herrscht wirtschaftlicher Stillstand. Anders als bei der Inflation bleibt das Preisniveau meist stabil oder bewegt sich nur geringfügig. Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück, die Konsumnachfrage ist ebenfalls schwach. Stagnation kann sowohl eine Ursache als auch eine Folge anderer wirtschaftlicher Probleme sein, beispielsweise struktureller Schwächen.

Stagflation 

Stagflation ist ein wirtschaftliches Phänomen, bei dem eine hohe Inflation auf wirtschaftliche Stagnation trifft. Das Szenario ist selten. Da hierbei steigende Preise parallel zu hoher Arbeitslosigkeit auftreten, ist es besonders schwierig, effektive wirtschaftspolitische Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Denn Maßnahmen gegen die Inflation könnten die Stagnation verschärfen und umgekehrt. 

Wie misst man Inflation? 

Die Inflation beschreibt die allgemeine Preissteigerung. Wie diese gemessen wird, bestimmt wesentlich die Höhe der Inflationsrate. 

In der Regel wird ein Preisindex herangezogen, der sich aus Preisen für ein breites Spektrum an Gütern und Dienstleistungen zusammensetzt, die repräsentativ für die Wirtschaft sind und die Lebenshaltungskosten von Privathaushalten bestimmen. 

Deutschland 

In Deutschland wird zur Berechnung der Inflation der Verbraucherpreisindex (VPI) herangezogen. Er misst jeden Monat die durchschnittliche Preisentwicklung im Konsum von Privathaushalten. Hierfür wird ein fiktiver Warenkorb mit derzeit rund 700 typischen Waren und Dienstleistungen gefüllt, für die private Haushalte Geld ausgeben. Die Güterarten werden gewichtet zum Verbraucherpreisindex zusammengeführt. Die Kosten für einen solchen fiktiven Warenkorb lassen sich monatlich und jährlich vergleichen. Prozentuale Abweichungen zu früheren Messintervallen geben die Inflationsrate an. 

Europa 

Die Europäische Zentralbank (EZB) nutzt zur Messung der Inflation den Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Er wird vom Statistikamt der Europäischen Union erstellt und enthält, anders als der deutsche Warenkorb, 295 Waren und Dienstleistungen. Mit seiner Hilfe werden HVPIs für jedes Euro-Land und für die gesamte Eurozone berechnet. Da die nationalen Preisindizes nach unterschiedlichen Methoden berechnet werden, ermöglicht der HVPI der EZB eine zwischenstaatliche Vergleichbarkeit. 

Kerninflation

Neben der Inflation auf Basis von Verbraucherpreisindizes wird die Kerninflation als weitere Messgröße verwendet. Ihr Warenkorb enthält keine volatilen Komponenten wie Energie und Nahrungsmittel. Sie ist daher besser geeignet, um langfristige Inflationstrends zu analysieren und geldpolitische Entscheidungen auf einer stabilen Grundlage zu treffen. 

4 typische Ursachen von Inflation

Wenn es zur Inflation kommt, hat dies oft nicht nur einen Auslöser. Meist führt eine Kombination verschiedener Faktoren zu anhaltenden Preissteigerungen. Allen Ursachen ist allerdings eins gemeinsam: Sie führen zu einer Störung der Angebot-Nachfrage-Balance.

Die nachfrageinduzierte Inflation entsteht, wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage das Angebot übersteigt. Dies tritt häufig in Phasen starken Wirtschaftswachstums oder nach staatlichen Konjunkturprogrammen oder Zinssenkungen auf. Unternehmen reagieren mit Preiserhöhungen, um die Nachfrage bedienen zu können, was einen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus nach sich zieht.

Eine andere Form der Inflation ist die kosteninduzierte Inflation. Sie ist auf steigende Produktionskosten zurückzuführen. Höhere Preise für Rohstoffe, Energie oder Arbeitskräfte werden von Unternehmen in Form von Preiserhöhungen an die Verbraucher weitergegeben. Solche Kostensteigerungen können durch externe Faktoren wie geopolitische Konflikte, Naturkatastrophen oder Handelsbeschränkungen verursacht werden.

Auch importierte Inflation spielt eine Rolle. Dabei werden Preisanstiege im Ausland, etwa für Rohstoffe oder Vorprodukte, über die Handelswege auf die heimische Wirtschaft übertragen. Wechselkursschwankungen, wie eine Abwertung der eigenen Währung, können diese Effekte zusätzlich verstärken.

Schließlich kann Inflation entstehen, wenn die Zentralbank die Geldmenge schneller erhöht, als die Wirtschaft wächst (geldmengeninduzierte Inflation). Wenn mehr Geld auf dieselbe Menge an Gütern trifft, steigt früher oder später das Preisniveau. Diese Form der Inflation ist oft das Ergebnis einer expansiven Geldpolitik, zum Beispiel zur Finanzierung staatlicher Ausgaben. 

Was sind die Folgen von Inflation?

Eine Inflation hat tiefgreifende Auswirkungen auf Unternehmen, Verbraucher*innen und die gesamte Volkswirtschaft. Daher greifen Regierungen und Zentralbanken oft schnell ein, um die Inflation durch geld- und fiskalpolitische Maßnahmen zu bekämpfen. Ziel ist es, Preisstabilität und wirtschaftliches Gleichgewicht wiederherzustellen.

Auswirkungen auf Unternehmen

Unternehmen spüren die Inflation durch steigende Produktionskosten, etwa für Rohstoffe, Energie oder Arbeitslöhne. Um ihre Margen zu sichern, müssen sie Preise erhöhen, riskieren dabei jedoch den Verlust von Kunden. Gleichzeitig erschwert die Unsicherheit, wie sich die Kosten zukünftig entwickeln, eine langfristige Planung. Während Inflationsphasen gehen die Investitionen daher meist zurück.

Problematisch ist eine Inflation vor allem für Branchen mit festen Verträgen oder langen Produktionszyklen: Unternehmen können in diesen Fällen nur langsam auf Preisänderungen reagieren und werden besonders von der Geldentwertung getroffen.  

Moderate Inflation bietet für Unternehmen jedoch Vorteile, da Schulden durch höhere Einnahmen leichter bedient werden können. Je flexibler sich Unternehmen organisieren und je besser sie sich an wandelnde Marktbedingungen anpassen können, desto konkurrenzfähiger bleiben sie – auch in Phasen von Inflation. 

Auswirkungen auf Verbraucher:innen

Für Verbraucher*innen bedeutet Inflation einen Kaufkraftverlust, da Güter und Dienstleistungen teurer werden, während Löhne und Gehälter oft langsamer steigen. Viele Menschen verschieben größere Anschaffungen und verzichten auf den Kauf von Luxusgütern.

Besonders hart trifft eine Inflation Haushalte mit niedrigem Einkommen, da lebensnotwendige Ausgaben wie Lebensmittel, Energie oder Mieten einen großen Anteil ihres Budgets ausmachen. 

Eine weitere Folge der Inflation ist ein Anstieg der Verschuldung: Verbraucher*innen nutzen zunehmend Kredite, um ihren Lebensstandard zu halten. Inflation verändert somit nicht nur die Konsumgewohnheiten, sondern verstärkt auch soziale Ungleichheiten innerhalb der Gesellschaft.

Auswirkungen auf die Volkswirtschaft

Auf volkswirtschaftlicher Ebene bedeutet Inflation einen Verlust von Preisstabilität. Zwar kann eine moderate Inflation wirtschaftliches Wachstum fördern, doch bei hoher Inflation wächst die Unsicherheit. Steigende Produktpreise senken die Wettbewerbsfähigkeit von Exporten. Gleichzeitig wird das Sparguthaben entwertet, während Sachwerte und Aktien an Wert gewinnen. Eine ungute Kombination, die einem Wirtschaftswachstum entgegensteht. 

Langfristig senkt eine hohe Inflation das Vertrauen von Bürger*innen und Unternehmen in ihre Währung, was die Stabilität der gesamten Volkswirtschaft gefährden kann. 

Politik und Zentralbanken: Wie sie Inflation bekämpfen 

Regierungen stehen verschiedene fiskalpolitische Maßnahmen zur Verfügung, um die Inflation einzudämmen. Sie können Steuern erhöhen, um die Nachfrage von Verbraucher*innen zu senken, oder Staatsausgaben reduzieren, um die Nachfrage der Wirtschaft zu beruhigen. 

Subventionen für bestimmte Güter wie Energie können die unmittelbare Belastung für Verbraucher*innen lindern, während Investitionen in Infrastruktur und Innovation die langfristige Stabilität fördern. Wichtig ist, Maßnahmen gezielt einzusetzen und flexibel anzupassen, um wirtschaftliche Ungleichgewichte zu vermeiden und gleichzeitig soziale Härten abzufedern.

Zentralbanken setzen auf geldpolitische Instrumente, um Inflation einzudämmen. Ihr Hauptinstrument ist die Regulierung des Leitzinses. Wird er erhöht, verteuern sich Kredite und sinkt die Nachfrage. Um die in Umlauf befindliche Geldmenge zu steuern, können Zentralbanken Staatsanleihen verkaufen (Offenmarktgeschäfte). Darüber hinaus kann eine straffere Mindestreservepolitik die Kreditvergabe der Banken weiter beschränken. All diese Maßnahmen wirken indirekt auf die Wirtschaft, indem sie das Wachstum bremsen und das Preisniveau stabilisieren. 

Wie Unternehmen Schäden durch Inflation reduzieren

Unternehmen können die Auswirkungen einer Inflation abfedern, indem sie ihre Strategien gezielt anpassen und auf moderne Technologien setzen. Im Fokus stehen Kostenmanagement und Effizienzsteigerung. 

Wenn die Preise in die Höhe schießen, gilt es, Produktionsprozesse zu optimieren und Lieferketten zu diversifizieren, um Kostensteigerungen zu reduzieren. Unternehmen sollten ihre Preise außerdem flexibel an die Marktbedingungen anpassen, sodass sie ihre Margen sichern. Nicht zuletzt können Investitionen in Sachwerte wie Immobilien oder Maschinen dazu beitragen, den Wert des Kapitals zu erhalten.

Bei der Umsetzung der Maßnahmen spielen digitale Technologien, wie Big Data Analytics, künstliche Intelligenz und ERP-Systeme, eine Schlüsselrolle. Denn sie bieten die Möglichkeit, in Echtzeit Daten zu analysieren und trotz inflationsbedingter Unsicherheit fundierte Entscheidungen zu treffen. 

ERP-Systeme unterstützen beispielsweise bei der Überwachung von Rohstoffkosten, der Steuerung von Lagerbeständen und der Optimierung der Logistik. ERP-Systeme ermöglichen die Automatisierung diverser Prozesse, nicht nur in der Produktion. Damit sinkt die Zahl manueller Fehler radikal und es lassen sich massive Effizienzsteigerungen erreichen. Gleichzeitig können Unternehmen mithilfe der Daten aus ihrem ERP-System Kostenstrukturen genau nachvollziehen und Preise leicht anpassen. Kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz, profitieren sie dabei von besonderer Weitsicht (Predictive Analytics). 

Der Einsatz moderner Software ist für Unternehmen entscheidend, um in inflationsgeprägten Zeiten wettbewerbsfähig zu bleiben, wirtschaftliche Schäden zu minimieren und sich im besten Fall sogar von der Konkurrenz abzusetzen.

Fazit und Ausblick 

Inflation ist ein komplexes Phänomen mit weitreichenden Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Während eine moderate Inflation das Wirtschaftswachstum fördern kann, stellen hohe oder unkontrollierte Preissteigerungen eine erhebliche Herausforderung dar. Ursachen wie Nachfrageüberschüsse, steigende Produktionskosten oder globale Konflikte machen deutlich, wie vielschichtig Inflationsdynamiken sind. 

In Zukunft könnte Inflation häufiger auftreten und länger anhalten. Denn geopolitische Spannungen und globale Krisen wie Energiewende und Rohstoffknappheit sowie Ansätze der Deglobalisierung von Lieferketten bergen das Potenzial drastischer Preissteigerungen. Davon unabhängig sehen sich Unternehmen bereits seit einigen Jahren erhöhter wirtschaftlicher Unsicherheit gegenüber. Es ist für sie daher essenziell, ihre digitale Transformation voranzutreiben, um ihre Resilienz zu verbessern. Denn nur mit modernen digitalen Lösungen lassen sich Marktveränderungen antizipieren, Strategieanpassungen schnell umsetzen und Entscheidungssicherheit in unsicheren Zeiten gewinnen.

FAQ zu Inflation

  • Was ist der Unterschied zwischen Inflation und Teuerung?
    Die Begriffe werden oft synonym verwendet, sind aber nicht ganz gleich: Inflation meint den allgemeinen, dauerhaften Anstieg des Preisniveaus, während Teuerung meist die spürbare Preissteigerung bei bestimmten Produkten beschreibt – etwa Strom oder Lebensmitteln.
  • Welche Rolle spielen Erwartungen bei der Inflation?
    Inflation ist auch ein psychologisches Phänomen: Erwarten Unternehmen und Verbraucher*innen steigende Preise, passen sie ihr Verhalten entsprechend an – etwa durch frühzeitige Käufe oder Preiserhöhungen. Das kann die Inflation zusätzlich anheizen und eine selbsterfüllende Prophezeiung auslösen.
  • Gibt es auch Gewinner in Zeiten hoher Inflation?
    Ja – Sachwertbesitzer, Schuldner und einige Unternehmen profitieren. Immobilien oder Aktien können im Wert steigen. Kreditschulden verlieren real an Gewicht. Unternehmen mit Preissetzungsmacht können Kosten weitergeben und ihre Marge sogar ausbauen.
  • Was ist der Unterschied zwischen nominalen und realen Preisen im Kontext der Inflation?
    Nominale Preise sind die tatsächlichen, sichtbaren Preise. Reale Preise hingegen sind inflationsbereinigt und zeigen den tatsächlichen Wert oder Kaufkraftvergleich über die Zeit. Nur mit realen Preisen lassen sich wirtschaftliche Entwicklungen sinnvoll analysieren.
  • Warum streben Zentralbanken überhaupt eine geringe Inflation an?
    Eine moderate Inflation von rund 2 % gilt als gesund für die Wirtschaft. Sie motiviert Unternehmen zu Investitionen und Konsument*innen zum Kauf, da Geld im Laufe der Zeit leicht an Wert verliert. Gleichzeitig bietet sie Regierungen und Firmen einen Vorteil bei der Rückzahlung von Schulden.