Definition: Was ist ein Konsignationslager?
In einem Konsignationslager lagert ein Lieferant (Konsignant) Waren in der Nähe der Abnehmer (Konsignator) oder direkt auf dessen Gelände. Die Waren bleiben in seinem Eigentum, bis die Abnehmer sie aus dem Lager entnehmen. Erst dann wird eine Rechnung gestellt. Hauptvorteil eines Konsignationslagers ist die geringe Lieferzeit bei der Beschaffung von häufig benötigten Waren.
Das Lager kann vom Lieferanten selbst, von den Kunden oder von einem externen Dienstleister oder Spediteur betrieben werden. Es kann nur für einen Abnehmer oder für eine Reihe von Abnehmern zugänglich sein.
Beispiele für Konsignationslager
Teilelager für Fahrzeughersteller
Fahrzeughersteller produzieren jeden Tag tausende Fahrzeuge am Fließband. Sie benötigen dafür täglich tausende derselben Bauteile. Diese müssen immer verfügbar sein, da sonst die Produktion stoppt. Die Zulieferer richten deshalb Konsignationslager beim Hersteller ein. Großunternehmen stellen sogar oft Lagerflächen auf dem eigenen Gelände zu Verfügung, sogenannte Lieferanten-Logistik-Zentrum; mehrere Lieferanten betreiben darauf ihre Konsignationslager.
Versandlager für Online-Händler
Ein Hersteller möchte seine Produkte im Ausland über Online-Shops anderer Händler vertreiben. Die Lieferung in dieses Land dauert jedoch mehrere Tage. Deshalb richtet er dort ein Konsignationslager ein und hält die Waren bereit. Wird bei einem der Händler ein Produkt bestellt, fordert er es aus diesem Lager an und es kann schnell an den Endkunden geschickt werden.
Wie funktioniert das Konsignationslager technisch?
Das Konsignationslager liegt im Verantwortungsbereich des Lieferanten und wird (meistens) durch sein eigenes Personal betrieben und verwaltet. Er sorgt dafür, dass die Waren vorrätig sind und in der passenden Qualität bereitstehen. Die Waren sind sein Eigentum.
Der Abnehmer kann Waren aus dem Lager anfordern oder entnehmen. Die Entnahme wird im Lager- oder Warenwirtschaftssystem des Lieferanten registriert: zum Beispiel durch einen Barcode-Scan oder durch Sensoren und RFID-Chips. Eine Rechnung wird gestellt. Die Ware geht mit der Entnahme in das Eigentum des Abnehmers über; oder, sofern ein Eigentumsvorbehalt vereinbart wurde, wenn die Rechnung bezahlt wurde.
Große Abnehmer verbinden in der Regel ihre IT-Systeme mit denen des Lieferanten. Bestellungen können dann vollständig digital und automatisch abgewickelt werden.
Welche Vorteile hat ein Konsignationslager?
Für den Kunden/Abnehmer
- Geringe Lieferzeit: Die Waren sind schnell und jederzeit verfügbar. Es sein keine langen Lieferwege nötig.
- Geringe Investitionen: Der Kunde muss kein eigenes Lager aufbauen. Er spart sich die Kosten für Gebäude, Lagersysteme, IT-Systeme und Personal*.
- Keine Kapitalbindung: Abnehmer müssen die Waren erst bezahlen, wenn sie sie aus dem Lager entnehmen. Sie müssen keinen eigenen Warenbestand aufbauen, der viel Kapital binden würde.
- Einfache Kostenkalkulation: Der Abnehmer bezahlt nur die Preise des Lieferanten und hat sonst keine eigenen Kosten für das Lager. Dadurch wird die Kostenkalkulation sehr vereinfacht.*
- Kein Risiko: Die Abnehmer haben kein Risiko, zum Beispiel bei Beschädigungen am Lager oder an der Ware, bei Qualitätsproblemen oder bei veralteten Waren, die nicht mehr verkauft werden können.
- Fokus auf eigene Kompetenzen: Der Kunde kann sich auf sein Kerngeschäft fokussieren und muss sich nicht um Aufgaben wie Lagermanagement kümmern.
* Diese Vorteile ergeben sich nur, wenn das Lager vom Lieferant oder einem Dienstleister verwaltet wird.
Für den Lieferanten/Einlagerer
- Wettbewerbsvorteil: Großunternehmen fordern von ihren Lieferanten oftmals ein Konsignationslager. Unternehmen, die diesen Service bieten können, haben dadurch die Chance auf große, lukrative Aufträge.
- Hohe Kundenbindung: Wegen der hohen Investitionskosten werden für Konsignationslager meist Lieferverträge mit langer Laufzeit geschlossen. Lieferanten haben daher Planungssicherheit. Wenn sie das Lager professionell betreiben, können sie ihre Kunden langfristig zufriedenstellen und sich als fester Partner etablieren.
Welche Nachteile hat ein Konsignationslager?
Für den Kunden/Abnehmer
- Höhere Preise: Der Lieferant trägt die Kosten für das Lager und alle Risiken. Das muss sich für ihn lohnen. Deshalb kalkuliert er diese Faktoren in die Warenpreise ein. Abnehmer zahlen daher bei Waren aus Konsignationslagern mehr als bei „regulären“ Bestellungen.
- Lange Vertragsbindung: Abnehmer müssen sich für ein Konsignationslager lange an den Lieferanten binden. Während der Laufzeit können sie nicht wechseln, auch wenn andere vielleicht bessere Preise und Qualität bieten könnten.
- Vertrauen erforderlich: Der Abnehmer muss sich voll auf den Lieferanten verlassen können. Er kann selbst den Warenbestand oder die Produktqualität nicht steuern. Falls Probleme auftreten, kann es eventuell länger dauern, bis diese gelöst werden.
Wann ist ein Konsignationslager sinnvoll?
Die Errichtung eines Konsignationslagers bedeutet für den Lieferanten hohen Aufwand und für den Kunden lange Vertragsbindungen. Deshalb ist diese Art Zusammenarbeit nicht für den breiten Einsatz geeignet. Ein Konsignationslager ist deshalb für bestimmte Szenarien geeignet:
- Hoher Verbrauch: Der Abnehmer benötigt regelmäßig eine große Menge an Waren, wie Bauteile für die Massenfertigung, Verbrauchs- und Verschleißteile, Ersatzteile, gängige Hilfs- oder Betriebsstoffe („C-Teile“). Die Zulieferung darf nicht unterbrochen werden.
- Stark schwankender Verbrauch bei verderblichen Waren: Das Geschäft eines Abnehmers schwankt stark und er kann seinen Bedarf schlecht vorhersagen. Da er verderbliche Waren einsetzt, kann er nicht einfach einen großen Lagerbestand halten; er müsste wiederholt Waren wegwerfen. (Der Lieferant hat dagegen verschiedene Möglichkeit, mit verderblicher Ware umzugehen; er kann sie etwa rechtzeitig anderweitig verkaufen und den Bestand im Konsignationslager erneuern)
- Verkauf im Ausland: Der Abnehmer sitzt weit weg, im Ausland. Die Lieferung von einzelnen Waren auf Bestellung würde jeweils zu lange dauern und zu hohen Aufwand verursachen (etwa wegen der Zollabwicklung).
Umsatzsteuer bei Konsignationslagern im Ausland
Konsignationsgeschäfte über Landesgrenzen hinweg sind umsatzsteuerlich kompliziert. Sie bestehen aus zwei Vorgängen: erstens der Verbringung der Waren in das Lager; zweitens dem Verkauf der Waren an die Abnehmer. Grundsätzlich wird bei der Verbringungen von Waren ins Ausland Umsatzsteuer fällig. Bei der Lagerung ist jedoch oftmals noch unklar, ob, wann und an wen die Waren verkauft werden.
Die Regelungen (für EU und Drittländer) dazu sind im § 6b UStG zu finden, der am 1.1.2020 neu gefasst wurde. Unternehmen, die Konsignationslager betreiben, sollten sich unbedingt steuerlich beraten lassen.
Alternativen zum Konsignationslager
Statt eines Konsignationslagers bieten sich für Lieferanten und Abnehmer zwei Alternativen. Diese haben jeweils unterschiedliche Stärken und Schwächen im Vergleich zum Konsignationslager.
Just-in-Time-Anlieferung
Bei der Just-in-Time-Anlieferung hält der Kunde selbst keinen Lagerbestand, oder nur einen kleinen als Puffer. Der Lieferant liefert ihm die Waren exakt dann, wenn sie für die Produktion benötigt werden. Sie kommen sozusagen vom Lkw direkt auf Fließband.
Just-in-Time-Anlieferung funktioniert nur einer digitalisierten, automatisierten Lieferkette und Produktion. Produktionsstufen melden ihren Bedarf jeweils an die vorgelagerte Stufe und es wird eine Bestellung beim Lieferanten ausgelöst.
- Vorteil: Niedrige Kosten, da keine Lagerhaltung benötigt wird
- Nachteil: Erfordert exakte Planung und ist sehr störungsanfällig. Bei Verzögerungen stockt die Produktion.
Auch interessant: KI-unterstützte Materialbedarfsplanung mit dem ERP-System
Vendor Managed Inventory (Lieferantengesteuerter Bestand)
Beim VMI verwaltet der Lieferant den Lagerbestand des Kunden in dessen eigenem Lager, als bezahlte Dienstleistung. Er kann auf die Systeme und Daten des Kunden zugreifen und dadurch den Warenbedarf planen. Er bestellt und liefert rechtzeitig die benötigten Waren für das Lager des Kunden.
- Vorteil: Kunde nutzt das Know-how des Lieferanten im Lagermanagement und kann dadurch sein Lager optimieren. Er benötigt weniger eigenes Personal.
- Nachteil: Die Kosten für das Lager und den Warenbestand sowie das Risiko trägt der Kunde selbst
Was ist der Unterschied zwischen Kommissions- und Konsignationslager?
Ein Kommissionslager wird von einem Lieferanten oder Hersteller (Kommitent) für einen Zwischenhändler (Kommissionär) eingerichtet, die der Waren weiterverkauft. Es kommt also nur im Handel zum Einsatz.
Die Waren im Kommissionslager bleiben im Eigentum des Lieferanten. Damit enden jedoch die Gemeinsamkeiten. Der Zwischenhändler verkauft die Kommissionswaren im Namen und auf Rechnung des Kommittenten an den Endkunden, sozusagen als Vermittler. Er selbst ist zu keinem Zeitpunkt Eigentümer der Ware und nutzt die Ware nicht selbst.
Hinter dem Kommissionslager steckt also ein anderes Geschäftsmodell als beim Konsignationslager. Es ist keine Alternative dafür.
Interessantes aus dem Blog
KI-unterstützte Materialbedarfsplanung mit dem ERP-System
Auf Lieferverzögerungen in der Einzelfertigung reagieren