Was ist Logistik?

Logistik beschreibt die Planung, Steuerung und Kontrolle von Informations-, Material- und Warenströmen in einem Unternehmen. Das Ziel: für eine reibungslose Produktion zu sorgen und Produkte zeitgerecht zu Kund*innen zu liefern. 

Mit der Logistik verbinden viele Menschen häufig nur die Koordination von Speditionen und das Verladen von Waren. Tatsächlich ist ihr Einsatzbereich viel größer: Logistik beginnt bei der Bestellung von Materialien, geht über die Kommunikation von Informationen rund um Waren im und außerhalb des Unternehmens (z.B. Lieferzeiten, Warenbestände) und reicht bis zur Entsorgung von Produktretouren und Abfällen. 

Ziele der Logistik

Das Kernziel der Logistik ist es, Prozesse so zu entwickeln und zu optimieren, dass das Unternehmen Waren am Ende kosteneffizient, fristgerecht und umweltschonend ausliefert. 

Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Management des Material- und Warenbestands: Engpässe müssen vermieden werden, damit Kund*innen nicht auf Produkte warten müssen. Gleichzeitig sollten Unternehmen übervolle Lager vermeiden, um unnötige Kosten für Lagerflächen zu reduzieren.

In den letzten Jahren rückte die Resilienz der Supply Chain in den Fokus. Denn Kriege, Pandemie und Naturkatastrophen haben zu Ressourcenknappheit und Verzögerungen von Transporten geführt. Die Logistik muss heutzutage sicherstellen, dass Abläufe so flexibel sind, dass sie sich bei unvorhergesehenen Ereignissen schnell anpassen lassen und Kund*innen von Schwierigkeiten im besten Fall nicht berührt werden. Hier kommen digitale und zunehmend KI-basierte Systeme ins Spiel, die eine vorausschauende Planung vereinfachen. 

Das wohl bekannteste Modell, das die Ziele von Logistik umfassend beschreibt, ist das „Seven Rights“-Modell nach E. Grosvenor Plowman, kurz 7R-Modell genannt. Obwohl es bereits in den 1960er-Jahren entwickelt worden ist, wird es immer noch häufig zitiert und verwendet. Es hat im Kern nichts an Aktualität verloren. 

Das 7R-Modell: 

  • Richtiges Produkt: Es wird exakt das Produkt geliefert, das den Anforderungen entspricht.
  • Richtige Menge: Rohstoffe und Produkte liegen in der benötigten Menge vor, ohne Über- oder Unterversorgung.
  • Richtiger Zustand: Materialien und Produkte erreichen die Empfänger*innen in einwandfreiem Zustand und vereinbarter Qualität.
  • Richtiger Ort: Das Produkt wird an den vorgesehenen Zielort geliefert.
  • Richtiger Zeitpunkt: Die Lieferung findet pünktlich statt. Lesetipp: So steigern Sie Ihre Termintreue.
  • Richtige Kosten: Die Logistikprozesse werden von der Beschaffung bis zur Auslieferung kostenoptimiert organisiert. 
  • Richtiger Kunde: Das Produkt erreicht die geplante Zielperson oder Organisation.

Im Laufe der Jahre wurde das Modell von Branchenexpert*innen erweitert, um den veränderten Anforderungen an Transparenz und Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen. Aus den 7R wird bei ihnen ein 8R- bzw. 9R-Modell. Berücksichtigt wird dann zusätzlich der richtige Prozess (8R), der gewährleistet, dass Abläufe effizient und ressourcenschonend sind, sowie als neunter Faktor die richtige Information (9R). Denn die Logistik muss sicherstellen, dass Informationen entlang der Lieferkette zugänglich und transparent sind.

Aufgaben der Logistik

Die Wirtschaft und ihre Abläufe haben sich seit den Wirtschaftswunderjahren und selbst seit der Jahrtausendwende dramatisch verändert. Diese Veränderungen treffen auch die Logistik, doch einige Aufgaben bleiben Kern der Disziplin. Sie bestimmen den Arbeitsalltag, unabhängig von der Branche oder Teildisziplin der Logistik.

Transport 

Die Logistik plant und organisiert den Transport von Waren zwischen einem Ausgangspunkt A zu einem Zielort B – und dies kosteneffizient und zur vereinbarten Zeit. 

Während der Transport die Bewegung von Waren von einem Startpunkt zu einem Ziel beschreibt, umfasst die Lieferung das Verteilen kleinerer Warenmengen von einem Ausgangspunkt zu mehreren Zielorten.

Lagerung

Ein anderer Teilbereich der Logistik kümmert sich um die Lagerung von Material und Produkten (Lagerlogistik). Die Güter müssen sicher und materialgerecht erreichbar aufbewahrt werden, ehe sie dem nächsten Prozessschritt zugeführt werden. Logistiker*innen müssen die geeigneten Lagerumgebungen wählen, wie konventionelle Lagerhallen, Kühl- oder Tiefkühllager. 

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Kommissionierung und Verpackung

Logistikfachkräfte stellen Waren gemäß einer Produktions- oder Kundenbestellung für den Transport zusammen. Anschließend verpacken sie diese fachgerecht, um sie vor Beschädigungen während des Transports zu schützen, beispielsweise vor Temperaturschwankungen, Stößen und Stürzen. 

Warenumschlag

Auf der Transportstrecke werden Güter an verschiedenen Punkten der Lieferkette ein-, um- oder ausgeladen. Diesen Prozess von einem Logistikzentrum zum nächsten Transport möglichst effizient und übersichtlich zu gestalten, ist Aufgabe des Warenumschlags. 

Distribution

Die Distribution organisiert den Warenfluss bis zum Endkunden. Während der Transport sich auf die operative Umsetzung der Lieferung konzentriert, stehen hier strategische Entscheidungen im Mittelpunkt. Welche Lieferstrecken, Transportmittel und Logistikpartner*innen wählt ein Unternehmen, um die Kundenerwartungen am besten zu erfüllen? Die Antworten müssen Verantwortliche in der Distribution finden.

Teilbereiche der Logistik

Die Aufgaben der Logistik fallen in unterschiedlichen Kontexten an. Die Betriebswirtschaft unterscheidet daher vier Teilbereiche bzw. Spezialgebiete. Sie zeichnen in Summe die gesamte Wertschöpfungskette nach – von der Beschaffung bis zur Entsorgung. 

Beschaffungslogistik

Wie können Unternehmen den Materialfluss vom Lieferant*innen ins eigene Lager möglichst effizient und resilient organisieren? Darum geht es bei der Beschaffungslogistik. Da in den letzten Jahren die Just-in-Time-Produktion immer beliebter geworden ist, um Lagerkosten zu sparen, gehört dieser Teilbereich der Logistik zu den aktuell am häufigsten diskutierten.

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Produktionslogistik

Die Produktionslogistik ist das Bindeglied zwischen der Beschaffungs- und der Distributionslogistik. Ihre Aufgabe ist es, Materialien und Waren innerhalb des produzierenden Unternehmens zu lagern, für die Verpackung zu sorgen und die Prozesse zeitlich optimal zu koordinieren. Je besser dies gelingt, desto schneller und kostenschonender können Lieferung- und Versandmanagement erfolgen.  

Distributionslogistik

Aufgaben zur Lieferung der Waren vom Hersteller an Logistikzentren, den Groß- und Einzelhandel sowie Endverbraucher*innen werden unter dem Begriff Distributionslogistik zusammengefasst. Andere Bezeichnungen sind Vertriebs- und Absatzlogistik oder Outbound-Logistik. Neben der Schnelligkeit der Lieferung geht es in diesem Teilbereich der Logistik vor allem darum, Versandfehler und Schäden an ausgelieferten Produkten zu vermeiden, um die Kundenzufriedenheit sicherzustellen. 

Entsorgungslogistik 

Wenn Kund*innen Produkte zurücksenden oder Hersteller die Rücknahme von Altprodukten anbieten, ist es Aufgabe der Entsorgungslogistik reibungslose Abläufe sicherzustellen: von der Warenannahme bis zur Vernichtung, weiteren Verwertung oder Aufbereitung für das Recycling. Auch Abfälle, die im Produktionsprozess selbst anfallen, müssen fachgerecht entsorgt werden. 

Softwarelösungen für die Logistik 

Unternehmen können verschiedene Softwarelösungen nutzen, um die Logistik zu organisieren. Diese sind entweder im ERP-System integriert oder mit diesem vernetzt.

Moderne ERP-Systeme für den Mittelstand bieten in der Regel integrierte Logistik-Module an. Unternehmen können auf diese Weise einfach die benötigten Funktionen hinzubuchen – beispielsweise für das Warehouse Management und das Supply Chain Management. Die einzelnen Prozesse sind dadurch digital miteinander verzahnt, ohne Risiken durch Schnittstellenprogrammierung. 

Wenn ERP-Systeme aber keine ausreichenden Logistik-Optionen bereitstellen, können Unternehmen Stand-Alone-Anwendungen erwerben. Sie haben die Freiheit, schlanke, auf wesentliche Funktionen beschränkte Software zu wählen, was vor allem kleineren Betrieben Kosten spart. Größere Unternehmen können hingegen Drittanbieterlösungen ergänzend zu den Logistikfunktionen ihres ERP-Systems nutzen, um spezielle Anforderungen abzudecken und von neuer Technologie zu profitieren.  

Aktuelle Entwicklungen und Zukunftstrends in der Logistik 

Klimakrise, Kriege, knappe Ressourcen und Kostendruck – Unternehmen stehen zahlreichen Herausforderungen gegenüber und müssen auch ihre Logistikprozesse überdenken. Sie brauchen innovative Lösungen für die Koordination von Waren- und Materialflüssen, wenn sie weiterhin wettbewerbsfähig und nachhaltig wirtschaften möchten. 

Zukunftsansätze werden unter Begriffen wie Logistik 4.0 oder Smart Logistics diskutiert. Den Konzepten gemeinsam ist, dass sie auf digitale Technologien, künstliche Intelligenz und Automatisierung setzen. Die Entwicklung geht hin zu Objekten und Prozessen, die sich dank intelligenter Digitalisierung selbstständig steuern und auf vom Anwender vorgegebene Ziele hin organisieren.  

Vier Megatrends im Überblick: 

1. Vernetzte digitale Ökosysteme

Je effektiver die Akteur*innen der Supply Chain zusammenarbeiten, desto größer wird die Resilienz eines Unternehmens und desto mehr Kosteneinsparungen lassen sich realisieren. Digitale Lösungen, die die gesamte Supply-Chain abdecken und einen Echtzeit-Datenaustausch zwischen den Akteur*innen ermöglichen, bilden das Herzstück einer zukunftsfähigen Logistik. 

Statt eines einfachen Informationsflusses in der Supply Chain schaffen Unternehmen idealerweise ein digitales Ökosystem. In diesem stehen Daten aus der Supply Chain sowie aus Produktion, Vertrieb und Einkauf in allen Prozessschritten zur Verfügung. Die unterschiedlichen Abteilungen arbeiten auf einer gemeinsamen, vernetzten Datenbasis und können Entscheidungen in komplexen Zusammenhängen fundierter und schneller treffen.  

2. Internet of Things und Blockchain

Da Maschinen und Objekte zunehmend mit Sensoren (z.B. RFID) ausgestattet und zu cyberphysischen Systemen erweitert werden, kann die Transparenz innerhalb der Wertschöpfungskette deutlich verbessert werden. Beispielsweise lassen sich Lagerbestände kontinuierlich überwachen, Warenbewegungen in Echtzeit dokumentieren und über Temperatursensoren optimale Lagerbedingungen für Materialien gewährleisten. 

Mithilfe von Blockchain-Technologie kann der gesamte Lebenszyklus eines Produkts, von der Herstellung bis zur Auslieferung, fälschungssicher und lückenlos dokumentiert werden. Die Technologie vereinfacht es, die Echtheit von Produkten nachzuweisen und Prüfungen während des Transports (z.B. Zoll) zu beschleunigen.

3. Künstliche Intelligenz in allen Teilbereichen der Logistik

Die umfassenden Datenbestände aus internen und externen Quellen bilden die Basis für den produktiven Einsatz von künstlicher Intelligenz. Sie wird schon in wenigen Jahren in allen Teilbereichen und Phasen der Logistik unterstützen.  

  • Beschaffung: KI-Systeme sind in der Lage, Bedarfs- und Nachfrageprognosen zu erstellen. Unternehmen können so ihre Bestellmengen und Lieferzeitpunkte einfach optimieren. Außerdem lassen sich schon heute Warenbestände mithilfe von smarten Sensoren monitoren und automatisch auf dem gewünschten Level halten.
  • Produktion: Wenn Lagerist*innen Datenbrillen tragen, können sie Informationen zu Waren direkt am Regal ablesen und nach abgeschlossenem Auftrag den Bearbeitungsstatus mit ein paar Gesten im System vermerken. Ohne Verzögerung.
  • Transport: GPS-Tracking hilft Unternehmen, Produkte während der Auslieferung metergenau zu verfolgen. KI-Systeme liefern Echtzeit-Verkehrsdaten, sodass Anwender*innen Lieferrouten optimieren können und Kund*innen minutengenaue Lieferankündigen erhalten. 
  • Entsorgung: KI-Systeme können Abfälle mit Fotodatenbanken abgleichen und so bei der Sortierung von Materialien unterstützen. Durch intelligente Datenauswertung werden außerdem Vorhersagen über das Abfallaufkommen möglich. Damit erhalten Unternehmen die Chance, ihre Entsorgungsprozesse proaktiv zu steuern und Kosten zu sparen.

4. Fokus auf Nachhaltigkeit

Der Druck auf Unternehmen wächst, nachhaltiger zu wirtschaften. Da die Logistik einen entscheidenden Einfluss auf die Emissionsbilanz eines Unternehmens hat, werden viele bestehende Praktiken in den kommenden Jahren in Frage gestellt und umweltfreundlich umgestaltet.   

KI-Systeme, die Transportrouten optimieren, helfen sowohl Zeit als auch Treibstoff zu sparen und die automatisierte Steuerung von Beleuchtungs- und Klimaanlagen reduziert den Energieverbrauch. Doch nicht nur digitale Lösungen treiben die Nachhaltigkeit an. Bereits heute sieht man einen Anstieg von Elektrofahrzeugen und Wasserstoff-Lkw im Transportwesen. In der Verpackungslogistik kommen außerdem zunehmend nachhaltige oder wiederverwendbare Materialien zum Einsatz. 

Der Cradle-to-Cradle-Ansatz gewinnt zunehmend an Bedeutung. Er strebt eine Kreislaufwirtschaft an, bei der Produkte nach ihrem ersten Lebenszyklus wiederverwertet werden. Auf diese Weise würde die ökologische Bilanz von Produkten verbessert. Gleichzeitig könnten Unternehmen so der steigenden Ressourcenknappheit begegnen und ihren Kostendruck mildern. Damit der Cradle-to-Cradle-Ansatz gelingt, muss die Logistik sich allerdings weiterentwickeln und verstärkt koordinierende Aufgaben übernehmen. 

FAQ zu Logistik

  • Welche Herausforderungen gibt es in der modernen Logistik?
    Die größten Herausforderungen in der Logistik sind unter anderem steigender Kostendruck, volatile Lieferketten, wachsende Kundenanforderungen an Liefergeschwindigkeit und Nachhaltigkeit sowie der Fachkräftemangel. Unternehmen müssen zudem flexibel auf globale Krisen, wie Pandemien oder geopolitische Konflikte, reagieren und ihre Supply Chains entsprechend anpassen.
  • Wie kann ein ERP-System die Logistikprozesse optimieren?
    Ein ERP-System kann Logistikprozesse optimieren, indem es alle relevanten Abläufe digital vernetzt und automatisiert. Dazu gehören Funktionen wie Bestandsmanagement, Lieferverfolgung, automatisierte Bestellprozesse und Echtzeit-Analysen zur Bedarfsplanung. Moderne ERP-Systeme mit KI-Unterstützung helfen zudem, Engpässe vorherzusagen und Lieferketten resilienter zu gestalten.
  • Was ist der Unterschied zwischen Transport und Distribution in der Logistik?
    Transport bezeichnet den eigentlichen Warenbewegungsprozess von einem Ausgangspunkt zu einem Zielort, z. B. den Versand eines Produkts vom Lager zum Kunden. Distribution umfasst hingegen alle strategischen und operativen Maßnahmen, die sicherstellen, dass Produkte effizient und kostengünstig an die Endkundinnen gelangen. Dazu gehören unter anderem die Wahl der Logistikpartnerinnen, die Routenplanung und das Retourenmanagement.
  • Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz (KI) in der Logistik?
    KI wird zunehmend in der Logistik eingesetzt, um Prozesse effizienter zu gestalten. Sie hilft beispielsweise bei der Vorhersage von Nachfrageschwankungen, der Optimierung von Lieferketten, der Automatisierung von Lagerprozessen oder der Routenplanung für Transportfahrzeuge. Dadurch können Unternehmen Kosten senken, Ressourcen schonen und ihre Lieferzuverlässigkeit verbessern.
  • Wie kann die Logistik nachhaltiger gestaltet werden?
    Nachhaltige Logistik setzt auf emissionsarme Transportmittel, energieeffiziente Lagerhaltung, ressourcenschonende Verpackungen und eine bessere Nutzung von Transportkapazitäten. Digitale Lösungen wie KI-gestützte Routenoptimierung oder Blockchain-basierte Transparenz helfen, den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren und nachhaltige Kreislaufwirtschaftskonzepte, wie Cradle-to-Cradle, in der Logistik zu verankern.

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